Neue Lieblingslocation entdeckt

Blauer Himmel mit Sonnenschein, Wärme und Traumkulisse, aber auch klatschnasse Zelte mit Feuchtigkeit, die in jedes Schlafsack-, Ärmel- und Sockenloch fand, selbst das Salz zum Kochen rieselte nicht mehr...sternenklare, kalte Nächte, in denen man sich am besten in zwei Schlafsäcke kuschelte, aber auch strömender Regen, der an die Zeltwände prasselte und uns alles andere als sanft in den Schlaf wog. In diesen sechs Tagen am Weißensee schlugen wir schneller Wurzeln in die Erde als je zuvor.

Karin hatte viel geplant. Nicht nur OL Trainings sollten die Tage füllen, sondern vor allem besondere, nicht alltägliche Stunden, in denen man neue Erfahrungen macht, Neues erlebt und sieht. Auch Morgensport, Theorieeinheiten, Kochen und verschiedenste Challenges sollten nicht fehlen. Sie hatte aber völlig übersehen, dass das Leben am Campingplatz anderen Gesetzen folgt, vor allem bei Herbstbeginn. So langsam, wie sich der Nebel am Morgen auflöste und der Morgentau auftrocknete, so bedächtig und ruhig kamen alle und alles in Schwung. Morgensport bestand dann hauptsächlich aus Ankleideturnübungen im niederen Zelt und kurzem Marsch zur Morgentoilette. Die frühe Dunkelheit und kühle Frische am Abend schluckten beinahe alle Theorieeinheiten, da es am Campingplatz keinen Aufenthaltsraum gab. Auch vor allem das Kochen mit zig Improvisationen nahm viel Zeit in Anspruch. 

20231229 3

Mit ein bisschen Herumjonglieren der einzelnen Programmhighlights konnten wir aber alle geplanten besonderen Unternehmungen durchführen. Der noch immer recht warme Weißensee lud zum Baden, Standuppaddeln und rasanten Ringofahren ein. Hui, das macht Spaß! Danach einen leckeren Shake auf der Terrasse des Jack Rabbit schlürfen, da kam richtig Sommerfeeling auf.

Auf der Naggler Alm kämpften wir durch hohes Kraut- und Staudenwerk um unsere Kappen zu platzieren und finden. (Wir führten einen Kappenschnapp OL durch). Am Buchbichl übten wir beim Balancieren und Hängeklettern Koordination und Kraft und bestaunten den wunderschönen Wald. Noch größer wurden die Augen dann beim Anblick der riesigen Fische, die im Weißensee vorkommen. Hätten HG und Karin die Kinder gleich am ersten Tag ins Weißenseehaus geführt, wäre niemand mehr baden gegangen. Das sind ja richtige Monster! Schlimmer HG und schlimme Karin! 

Bei der Wanderung über die Bodenalm zur Fischer Alm hatten wir uns viel zu erzählen und informierten uns über das Leben der Leute, die in dieser Gegend bis Ende des  letzten Jahrhunderts Glas herstellten. Auf der Fischeralm unterrichtete uns Naturparkranger Robert über die Entstehung von Fossilien und begleitete uns in ein Bachbett, wo wir eifrig nach Steinen mit eingeschlossenen Fossilien suchten, klopften, hämmerten und rasch fündig wurden. Das machte ja richtig süchtig! Die schönsten Funde wurden von unserem Ranger Robert geschliffen und jeder bekam seinen einzigartigen Lieblingsstein mit nach Hause. Timofii gab diesen Stein tagelang nicht mehr aus der Hand, was natürlich mit zahlreichen Suchaktionen, bitteren Tränen und freudigem Strahlen beim Wiederfinden einherging.

20240914 3

Auch einen Nacht Ol und einen Downhill OL führten wir durch und einen Labyrinth OL am Campingplatz, zu dem uns Weißenseer Kinder besuchten und mit Feuereifer mitmachten.

Zu Pias Geburtstag bestellten wir eine Kutschenfahrt um den westlichen Teil des Weißensees mit Minigolfstopp. Da das Pferd leider mit einem lockeren Hufeisen kämpfte sprang ein 22 PS Oldtimertraktor ein. In Schuler’s Stube ließen wir die Gläser klingen, die mit speziellem Holunder- und Minzesekt gefüllt waren. Ein Hoch auf Pias 16. Geburtstag!

Klar, dass die Mädels bis zum Abendessen frei hatten um Volleyball zu spielen, ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung.

Eine Schiffahrt mit der Alpenperle bis ganz an das Ostufer musste natürlich auch am Programm sein. Die Wanderung zurück entlang des Nordufers dauerte recht lange, da es so viel zu sehen und erkunden gab. Das Wetter spielte pfundig mit. Der Weißensee erstrahlte im schönsten karibischen Türkis!

Farbenfrohe Muster zierten das Fell von Tommy, einem schwarzen Pony, nachdem wir es mit leuchtenden Farben bemalt hatten. Gironymo und Nielsson mussten zuerst gestriegelt und geputzt werden, bevor es auf einen Hindernisparcour mit Zielstationen auf die Koppel ging.

20230909 8

Nach einem langen letzten Tag am Wasser und bei den Pferden, startete bei einbrechender Dunkelheit eine nächtliche Wanderung mit Katharina, einer Naturparkrangerin. Mit einem Detektor spürten wir Fledermäuse auf, suchten mit einem Laserstrahl nach Sternenbildern am Himmel, kosteten Springkrautsamen, erfuhren viel über die Naturbelassenheit des Weißensees und seiner Umgebung, auf das die Einheimischen sehr stolz sind. Die Edelkrebse an einer seichten Uferstelle konnten wir leider nicht erspähen. Die hatten sich versteckt. Erst um Mitternacht schlüpften wir erschöpft in unsere Schlafsäcke. Auch Hündin Wolke (gehört zu Stefan und Moritz!) freute sich auf ihr weiches, warmes Bett!

Campingleben ist meist recht lustig. Habt ihr schon mal versucht, Spaghetti zuzubereiten, wenn man die passende Gasflasche nicht mithat und nirgendwo eine zu ergattern ist, der große Kochtopf für die Nudeln am einplattigen Induktionskocher nicht reagiert und allen schon der Magen knurrt? Da wird man erfinderisch: Das Wasser in der Salatschüssel mühsam zum Kochen bringen (dauerte und dauerte!), die al dente Nudeln lange im Wasser warmhalten, während man das Sugo in einer Gott sei Dank funktionierenden Pfanne wärmt. Erst spät, schon bei Dunkelheit dann „Spaghetti a la Camperia“ genießen. Einzig der geriebene Parmesan machte keine Schwierigkeiten. Am nächsten Tag wappneten wir uns schleunigst mit einem Topf, der auf Induktionsplatten funktionierte und uns noch gute Dienste leistete. Allerdings war er zu klein, um für alle gleichzeitig Kärnter Kasnudeln zu wallen. Eine Nudel verspeisen, 15 Minuten auf die nächste warten, hieß die Lösung.

20250517 03

Jeden Tag gab es zum Frühstück eine Schüssel frischen Obstsalat. Doch die darin enthaltene Erdbeermenge hielt sich bescheiden, da ein Jakobius ihnen jeweils tags zuvor nicht widerstehen konnte. Das selbständige Einkaufen in der Gruppe, ohne Karin, machte den Kindern sichtlich Spaß. Zwar hatten sie eine Liste, aber Nutella, verschiedenste Beeren und die eine oder andere süße oder salzige Knabberei landeten dann doch mit Schmunzeln im Einkaufskorb.

Mitten in der Nacht fiel den Mädchen ein, dass ihr Himmelbett etwas an Luft verloren hatte. Ausgestattet mit motorisiertem Aufblasgerät ging man gleich ans Werk. Am mucksmäuschenstillen Campingplatz ertönte ein Geräusch, das so gar nicht zur Idylle passte. Karin war zu ko aus ihrem winzigen Partyzelt, wie es Stefan nannte, herauszukrabbeln und den Teenagern die Leviten zu lesen. Nebenan dröhnte ein Schnarchgeräusch, das auch nicht viel angenehmer war und sogar bis zum Morgengrauen nicht verebbte.

Am Zeltbau werkelten wir jeden Tag aufs Neue, wie emsige Ameisen, deren Bau beschädigt wurde. Kampf gegen Wasser und Schmutz füllte freie Stunden. Doch Moritz und Timofii spielten lieber spannende Kartenspiele mit Stefan, der ein ganzes Sortiment an klugen Spielen mithatte und auch sonst allerlei Tricks auf Lager hatte. 

Einem Bären begegneten wir nicht, dafür aber banden wir listig Pia, Hanna und HG einen auf. Wir klangen so überzeugend, dass sie uns richtig beneideten, Marcel Hirscher getroffen und mit ihm einen netten Huangert gehabt zu haben, während wir von der Naggler Alm zurückwanderten und sie es vorzogen talwärts zu sesseln. 

20250517 05

Wir planen auch im Winter mal ein TL am Weißensee abzuhalten, da stehen dann Skaten, Rodeln und Eislaufen mit langen Kufen, die man auf die Skatingschuhe schnallt, auf dem Programm. Das Eislaufen freilich am See, gemeinsam mit holländischen Teams, die jeden Winter am Weißensee trainieren.

Der Weißensee ist ein einzigartiger Naturspielplatz. Es ist HGs Heimat, die er euch nun endlich mal zeigen konnte. Danke, HG, es war richtig cool!

20250908 06

Bericht: Karin Lugsteiner